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Doggerland

Doggerland gibt es nicht. Aber es ist gut erfunden – eine kleine Inselgruppe in der Nordsee, bevölkert von Menschen, die aus England, Dänemark, Schweden stammen, doggerisch sprechen und gelernt haben, einem teilweise rauhen Klima zu trotzen.

Man muß neben dieser Erfindungsgabe auch den Mut von Maria Adolfsson bewundern, einen aktuellen Krimi in einer Szenerie spielen zu lassen, die man wie bei den Siedlern von Catan oder Harry Potters Zauberwelt komplett selbst erschaffen hat. Doggerland soll es vor 8000 Jahren tatsächlich gegeben haben, wie Vineta, aber darauf kommt es nicht an:  sowohl die Landschaftsbeschreibungen als auch die Schilderung kultureller und sonstiger Eigenheiten der doggerischen Bevölkerung sind wirklich überzeugend.

Die Protagonistin Karen Eiken Hornby ist eine nach einem traumatischen Erlebnis, das uns erst recht weit hinten im Buch aufgedeckt wird, in ihre Heimat zurückgekehrt und arbeitet für die überschaubar kleine Polizeitruppe in Dunker, der Hauptstadt der kleinen Inselgruppe. Man muß allerdings dem Klappentext vorwerfen, daß er die Ursache des Traumas rücksichtslos enthüllt, womit ein Teil der Spannung genommen wird. Da ich Klappentexte nie lese, blieb mir das erspart. Lassen Sie es also bitte auch!

Karen hat den großen Fehler begangen, nach Oistra, dem großen Austernfest, bei dem sich die gesamte Inselbevölkerung gezielt und heftig betrinkt, mir ihrem unsympathischen Chef im Bett gelandet zu sein. Nicht ganz zu Unrecht befürchtet sie daraus resultierende Schwierigkeiten in der künftigen Zusammenarbeit. Nun erbt sie auch noch ihren ersten großen Mordfall in eigener Verantwortung, weil es ausgerechnet die Ex-Frau ihres Chefs ist, die erschlagen in ihrer Küche aufgefunden wird, so daß man ihm verständlicherweise die Sachbearbeitung entzieht.

Das Buch hat 510 Seiten, und der eigentliche Kriminalfall füllt davon etwa die Hälfte, da das Innenleben der Heldin, die  Beschreibung der Eigenheiten der Kollegen und der doggerschen Gesellschaft mit ihrer besonderen Struktur einen sehr breiten Teil einnehmen. Manchmal hätte ich mir etwas mehr Kürze gewünscht, aber trotzdem wird man nicht gelangweilt, weil man durchaus gerne der Fabulierkunst der Autorin folgt, auch auf  die falschen Fährten. Frau Adolfsson gelingt es nämlich, die Längen mit der tatsächlichen Polizeiarbeit in Einklang zu bringen – auch im echten Leben dauert es nun mal seine Zeit, bis sich ein Fall endlich lösen läßt.

Das Ganze ist ersichtlich auf Fortsetzungen angelegt, und wenn die Autorin ihre spielerische Lust an der von ihr erschaffenen kleinen Inselwelt durchhält, darf man sich getrost auf mehr von ihr freuen - auf ein Lummerland für Erwachsene, sozusagen.

Kriminalroman, Ein Doggerland-Krimi 1
Einband: Paperback
EAN: 9783471351826
15,00 €inkl. MwSt.