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Vor der Flut

Ein sehr anstrengendes Buch. Romane, in denen Frauen ihre Sexualität thematisieren, haben oft einen extrem masochistischen Zug – „Ich atme mit dem Herzen“, wer erinnert sich noch daran? „Salz auf unserer Haut“, ok, der war eher ausbeuterisch. Feuchtgebiete, Angst vorm Fliegen, Sex als Mittel gegen das Altern, die Angst, es könne das letzte Mal gewesen sein, bald. Oder sie ist, natürlich, psychotisch, die Frau, die sich alles nimmt. So auch hier – die Nymphomanin, die mit einem Mann verheiratet ist, Analytiker, den sie unglaublich liebte, der aber nach ein paar Wochen der Ehe den Verkehr einstellt, weil er ihn langweilt – wegen der, wie Genazino einst sagte, Gleichförmigkeit der dabei anfallenden Ereignisse. Die Frau, in demütigender Weise zurechtgewiesen, holt sich, was sie zu brauchen meint, von jedem, der ihr über den Weg läuft, denn der Mann will ja letztlich nichts anderes, ist leicht zu bekommen, und wenn er zu schmuddelig ist unten herum, weist sie ihn nicht etwa ab, sondern injiziert sich eine Megadosis Antibiotika.

Was soll man davon halten? Nicht ohne Grund heißt sie Judith, sie köpft zwar ihre Männer nicht, die sie letztlich trotz oder wegen der erreichten Orgasmen, oder der Liebe? – abstoßen muss, verlassen, sie benutzt sie nur. Glaubt sie zumindest. Prophylaktische Abwehr des Gefühls. Kein Wunder,  wenn der Ehemann Freudianer ist und sich nach jedem Abenteuer alles haarklein erzählen läßt, um sie dann zu analysieren.

Was soll frau davon halten? Ich weiß es nicht, auch wenn ich das Buch in einem Zug gelesen habe. Erkennen wir Frauen etwas von uns darin? Ich fürchte, ja.

Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783627002619
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