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Wieder einmal Simenon

Vor einiger Zeit habe ich „Das blaue Zimmer“ von Simenon so gelobt, man kann es noch bei den Buchempfehlungen nachlesen. Nun erschien „Der Spürsinn des kleinen Doktors“, ein Roman, den er Ende der dreißiger Jahre geschrieben hat, als Fingerübung sozusagen. Der kleine Doktor ist Arzt in der Normandie und entdeckt anläßlich eines Notfalls, zu dem er gerufen wird, um dann keinen Patienten vorzufinden, seine Neigung zum Rätsellösen. Er ist jung und in der Tat sehr klein, auch sein Auto, mit dem er herumfährt, ist winzig und hat 6 PS. Alkohol verträgt er nicht gut, was den Leser verwundert, trinkt er doch bei seinen Recherchen gezwungenermaßen ein Glas nach dem andern, als fände er es recht angenehm, dass er nicht umhin kommt, in allen Bistros und Kneipen, die er aufsuchen muß, höflicherweise einen Pastis oder Weißwein zu sich zu nehmen. Getrunken wird ohnehin viel in den Geschichten, keiner der Beteiligten kommt auf die Idee, seinen Durst mit Wasser zu löschen. Selbst der Bürgermeister läßt zu einem Treffen mit dem Staatsanwalt, dem Kommissar und dem kleinen Doktor, den man für den Gerichtsmediziner hält, erst einmal vom Gendarmen ein paar Flaschen Weißwein an den Tatort bringen.

Wenn man sich also von Schwedenkrimis erholen will, sich hineinträumen in Zeiten, in denen man noch rauchen und trinken und sich treffen konnte, ist auch dieser Simenon eine wirkliche Medizin.

Santé!

Vier Kriminalfälle, Red Eye
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783311125044
18,90 €inkl. MwSt.