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Deine Augen hat der Tod

Roman

Erschienen am 01.02.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453434417
Sprache: Deutsch
Umfang: 203 S.
Format (T/L/B): 1.6 x 18.9 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Du entkommst mir nicht In seinem früheren Leben war David Agent einer Eliteeinheit, ein Killer im Auftrag des Staates. Doch als eines Nachts das Telefon klingelt, weiß er, dass man seiner eigenen Vergangenheit nicht entfliehen kann, egal wie sehr man es auch versucht. Angeblich zieht ein ehemaliger Kamerad eine Blutspur durch Amerika, und nur David kann ihn zur Strecke bringen. Der gnadenlose Kampf mit einem Schatten beginnt ?

Autorenportrait

James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaften in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit seiner Roman reihe um den schwarzen Privatdetektiv Lew Griffin. Für seinen Roman »Driver« wurde er mit dem Deutschen Krimi Preis 2008, Platz 1 Kategorie International ausgezeichnet und war Jahressieger der KrimiWelt-Bestenliste 2007. Bei Heyne erscheint exklusiv im Taschenbuch seine Trilogie um Ex-Cop John Turner. James Sallis lebt in Phoenix, Arizona.

Leseprobe

Der Mann hatte den Mund ständig offen, wollte etwas von mir, aber es war eine Sprache, die ich nicht kannte. Kein Mandarin. Kein Thai, kein Vietnamesisch. Bloß Laute. Seine Stimme stieg und fiel in der Tonhöhe. Schreiend, fordernd. Ich schüttelte den Kopf, der säuerliche, faulige Geruch meines Körpers überspülte mich in Wellen, die Zunge war so geschwollen, dass ich nicht reden, nicht antworten konnte. Bald würde der Schmerz wieder einsetzen. Und ich würde mich erheben, unter der Zimmerdecke schweben und hinabblicken. Ein Zuschauer. Abseits. Abrupt wurde ich wach, beeilte mich, die Traumwährung in Münzen einzuwechseln, die ich ausgeben konnte. Die Morgensonne fiel mit blendender Helligkeit durch das Oberlicht auf den Futon. Die breiten Schatten waren nicht die Stangen oder Latten eines Käfigs - nur die Blätter von Pflanzen in Hängekörben über mir. Das Geräusch war nur das Telefon. Sonst nichts in dem Zimmer. Keine Fenster. Der Futon, ein lackierter Bambuswandschirm, eine Fläche, heller Holzfußboden - die Nut- und Federverbindungen waren mein eigenes Werk. Und auch niemand sonst. Außer Gabrielle und mir. Sie schlief quer auf dem Futon, mein Kopf lag in ihrem Schoß. Um dem Licht zu entkommen, drehte ich mich. 'Oh ja, bitte', sagte sie. Aber das Telefon wollte offenbar nicht aufhören zu läuten, also schlängelte ich mich über das Bett, um den Hörer abzuheben. Gabrielle griff nach mir und hielt mich fest. Ich lauschte einen Moment und legte auf. 'Falsch verbunden', sagte ich zu ihr. 'Ich bin richtig verbunden', sagte sie, und ihr Kopf nahm den Platz ihrer Hand ein, doch ich bremste sie, wickelte schwarzes Haar um meine beiden Hände und zog sie zu einem entspannten Kuss zu mir hoch. 'Ich laufe eine Runde', sagte ich. 'Den ganzen Modder ausspülen. Kommst du mit?' 'Um sechs Uhr morgens?' Bei Gabby wusste man nie, welchen Akzent man zu hören bekam. Den meisten Einfluss hatten ihre irische Mutter und der mexikanische Vater, aber ihre ausgedehnte Familie war reines Gulasch. Ihr Dad hatte sich davongemacht, als sie drei war, und sie und ihre Mutter wanderten jahrelang von Haushalt zu Haushalt, von Familie zu Familie, von Land zu Land. An diesem frühen Morgen war der Akzent britisch, die beste Wahl, nehme ich an, um Abstufungen höflicher Empörung zu äußern. 'Okay. Aber sag mir später nicht, ich hätte dich nicht gefragt. Und jetzt schlaf weiter, du kleine Landpomeranze.' 'Romanze?' 'Pomeranze. Halbe Stunde, maximal, selbst bei Gegenwind. Ich bringe Frühstück mit.' 'Und ich dachte gerade, du bist das Frühstück.' 'Miss, haben Sie schon mal daran gedacht, sich ein Hobby zuzulegen?' 'Keine Zeit für so was.' 'Darauf wollte ich hinaus.' Sie zuckte die Achseln. 'Man hält sich an das, was einem liegt. Nun lauf schon los', sagte sie und war bereits wieder eingeschlafen, bevor ich Shorts und Schuhe angezogen hatte. Einen Moment stand ich vor dem Futon, betrachtete sie ihren kompakten braunen Körper auf den hellblauen Laken, die Brüste ein kleines bisschen zu schwer, der Brustkorb ziemlich hoch - und ging dann ins Bad. Schaltete das Radio ein. Mozart, eine Serenade, gespielt auf 'Originalinstrumenten', mit denen die Musiker heldenhaft um die richtigen Töne rangen. Tausende und Abertausende Dollar, Tausende und Abertausende Stunden waren für diese gefälschte Authentizität, diese hoch entwickelten Falsifikate aufgebracht worden. Ich wusch mir das Gesicht, putzte mir die Zähne, stand dann am Fenster und schaute hinaus, bis das Stück zu Ende war. Bei Mozart schaltet man nicht ab. So früh waren nur wenige Menschen im Park: eine Handvoll Jogger und Hundebegleiter; eine junge Mutter, die einen Kinderwagen schob und eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Shirley Temple besaß; eine zweite Mutter mit drei Kindern im Schlepptau, die alle androgyn aussahen und von denen keines älter als fünf Jahre war; Stadtstreicher, die zur endlosen Odyssee ihres Tages aufbrachen. Vögel und Eichhörnchen machten sich an den Abfällen vom Vortag zu schaffen, viellei

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